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Ausstellung „Ctrl [Space]“ (Control Space) Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe 2001

Im nachhinein bin ich sehr froh, dass ich die Ausstellung damals in Karlsruhe sehen konnte. Die Ausstellungsmacher sind wegen ihrer Auswahl damals viel kritisiert worden (zu viele Arbeiten aus dem Archiv, wichtige Beiträge „auf der Höhe der Zeit“ fehlen bzw. wichtige aktuelle Entwicklungen im „real life“ wurden nicht berücksichtigt). Viele Kritikpunkte waren und sind berechtigt - dennoch haben die Besucher meiner Meinung nach von der Ausstellung viele wichtige Eindrücke und Anregungen mit nach Hause genommen und grundsätzlich sollte einmal berücksichtigt werden, dass eine solche Ausstellung zur damaligen Zeit in Deutschland gar nicht zu sehen war, dazu musste man schon über den großen Teich fliegen.

Welche für das Thema wichtigen Arbeiten gab es zu sehen? Hier nur ein kursorischer Überblick:

Mit einer frühen Arbeit von Vito Acconci (1970), in der dem Kunstpublikum nachgelaufen und dieses observiert wird, gab es ebenso einen Einblick in die künstlerischen Anfänge wie bei Dan Grahams "Time Delay Room" (1974), in dem die Besucher sich selbst zeitverzögert dabei beobachten konnten, wie sie den Raum durchquerten. Gezeigt wurde auch Yoko Onos Film "Rape" (1969) in dem ein stur schweigendes Kamerateam eine junge Frau durch London verfolgt, bis diese schließlich zusammenbricht.

Frank Thiel dokumentierte öffentlicher Überwachungskameras und das »New York Surveillance Camera Project« spürte solche Kameras systematisch im New York der 90er auf. Für mich beeindruckend zu sehen war damals, dass sich eine Person, die sich im Stadtgebiet bewegte, nichtsahnend lückenlos vom Start- bis zum Zielort verfolgen liess - was damals eben noch nicht selbstverständlich war und woran man heute sehr schön geschichtliche Entwicklungen ablesen kann.

Dazu passten Laura Kurgans Neuverwendung von Satellitenaufnahmen, die nicht mehr der Geheimhaltungspflicht unterliegen, oder das Internetprojekt »we live in public« von Josh Harris aus dem Jahr 2000 unter den Bedingungen einer unablässigen Echtzeit-Überwachung.

Chris Petit steuerte mit „Surveillance" (1993) ein Video-Essay über soziale und kulturelle Folgen und Voraussetzungen der Videoüberwachung öffentlicher Räume bei. Auch Harun Farocki war vertreten, dem hier noch eine gesonderte Seite gewidmet werden soll. In der Kinderzimmerinstallation von Niels Bonde entpuppt sich das geliebte Plüschtier als soziales Kontrollorgan, gewissermaßen als fürsorgliche Paranoia eines privaten Sicherheitsbedürfnisses. Ann-Sofi Sidén vermittelte die Schattenseite der Dauerbeobachtung aus Sicht der Beobachter mit einer Arbeit, in der 18 Kontrollmonitore von Feuerwehrstationen eine gähnende Langeweile vermittelten - eingefügt in die passenden Gerätschaften.

In den Collagen von Cornelia Schleimes ging es - damals als Thema besonders angesagt - um die Ungeheuerlichkeit und Absurdität staatlich-totalitärer Kontrolle in der Konfrontation mit den eigenen Stasi-Akten.

Weitere Informationen zu den übrigen gezeigten Arbeiten:
http://ctrl-space.zkm.de/

sowie im Begleitkatalog:
















Thomas Y. Levin, Ursula Frohne und Peter Weibel (Hg.)
Rhetorics of Surveillance from Bentham to Big Brother
MIT Press, Cambridge, Massachusetts
2002
655 S., zahlr. Ill.
ISBN 0-262-62165-7


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