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Transmediale Berlin und European Media Art Festival 2014


Diese beiden bedeutende Großveranstaltung befassten sich im Jahre 2014 aus künstlerischer Sicht mit dem Thema Überwachung, insbesondere im Anschluss an die Enthüllungen über die Praxis der NSA.

Einige Besucher der Transmediale Berlin erhielten zum Beispiel unfreiwillig eine SMS mit der Begrüßung "Willkommen im neuen NSA-Partnernetz". Zwei Hacker hatten dazu eine Antenne aufgestellt und eine eigene Funkzelle eingerichtet. Kamen Besucher in deren Nähe, verbanden sich ihre Handys automatisch und unbemerkt mit dem neuen Netz.

Polizei und Geheimdienste nutzen diese Technik heimlich, um Telefonnummern sowie den Aufenthaltsort von Personen herauszufinden und die Kommunikation unbemerkt zu überwachen. Die Hacker Danja Vasiliev und Julian Oliver machen hingegen mit einer SMS auf ihre Handynetz-Entführung aufmerksam.

"Afterglow" war das Motto der Transmediale, weil aus Sicht der Festivalmacher die Träume von einer vernetzten, besseren Welt geplatzt sind und wir stattdessen auf Bergen aus Elektro- und Datenschrott leben und dabei vollständig überwacht werden durch Konzerne und Geheimdienste.

Andere Künstler, wie Trevor Paglen, spähen zurück, indem sie mit Teleskopen Spionagesatelliten aufspüren oder Geheimdienstbasen mit Drohnen fotografieren. Von anderen Teilnehmern wurde schlicht Aufklärungsarbeit geleistet, etwa über Spionagetechnik in USB-Kabeln oder Dokumentationen über Edward Snowden oder den Neubau weiterer Überwachungsstellen.

Bezeichnend war auch: Das angebliche NSA-Funknetz musste abgeschaltet werden - denn für das Betreiben der Anlage mitten im Regierungsviertel fehlte den beiden Hackern eine Genehmigung. Ihnen wurde mit der Polizei gedroht. Letztlich bedankten sie sich aber dennoch beim Transmediale-Direktor für seine Unterstützung. Es sei notwendig für die Debatte in der Gesellschaft, mit Kunst Grenzen zu überschreiten, schreiben Vasiliev und Oliver. "Manchmal heißt das, dass man Risiken eingehen muss."

Beim Osnabrücker European Media Art Festival 2014 zeigte Gregor Kuschmirz hingegen eine „Shy Camera“, die sich immer dann schamhaft wegdreht, wenn sich ihr ein Mensch nähert und so die Überwachung verweigerte. Die Schweizer Christoph Wachter und Matthias Jud versuchten in ihrem Projekt „under surveillance, under radar“ jede Kontrolle zu unterlaufen dank mobiler Kommunikationsnetze, die unabhängig vom Internet funktionieren sollten. Diese Netze stellen die Künstler vor allem Demonstranten in Ländern zur Verfügung, in denen soziale Netzwerke überwacht oder gar abgeschaltet werden.

Niklas Goldbach zeigte in seinem Video „TEN“ Klonmänner, die die Rituale der globalen Business-Welt vorführen – von Shake Hands bis zum Meeting . Wer diesem Konformismus entkommen will, muss unsichtbar werden. Hito Steyerl zeigte, wie das möglich wäre dank grüner Tarnanzüge und er lässt in seinem Video nur noch leere Menschenschemen durch schicke Einkaufsparadiese huschen. Fritz Reimer eindringlich baute den „Situation Room“ nach, in dem US-Präsident Barack Obama und sein Stab verfolgten, wie Osama bin Laden getötet wurde.

Weitere Informationen über das Osnabrücker European Media Art Festival 2014 finden sich hier: www.emaf.de

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